Mittwoch, 13. Juli 2016

Liebe Miriam Pielhau

Guten Abend, wie geht es dir? Geniesst du den Sommer, mit allem was er mitbringt? Mir ist gerade danach, einen Brief zu schreiben. Wenn du magst, darfst du ihn lesen.

Liebe Miriam Pielhau

Seit du am TV zu sehen bist, mag ich dich. Deine Art wir du erzählst, moderierst, schauspielerst. Du hast ein Gesicht, dass strahlt. Ich vermute mal stark, dass das von Innen her kommt. Dass du ein sonniges Gemüt bist. Ich bin dein Fan.

Mit grossem Bedauern habe ich vor neun Jahren gelesen, dass du an Krebs erkrankt bist. Du hast das von Anfang an öffentlich ausgetragen: Das Kämpfen gegen diese Bestie. Du hast Bücher verfasst, Veranstaltungen besucht. Und gewonnen. Ich habe mich so, so gefreut für dich! Obwohl du mir völlig fremd bist, wir nicht im selben Land wohnen und uns wahrscheinlich niemals begegnen werden. Weil du mir unbekannterweise sehr ans Herz gewachsen bist mit deinem ganzen Wesen.

Dein Sieg war nicht endgültig. Der Krebs frass wieder. Erneut hast du dich gewehrt und ich habe mich oft gefragt, wo du diese Kraft hernimmst. Chemoterapien. Wieder und wieder - und noch immer hast du dich nicht zurückgezogen. Denn du bist auch jetzt noch überzeugt, dass du es schaffst.

Anastacia. Auch sie ist Krebspatientin. Sie hat über ihre Situation ein Lied geschrieben. Ein zauberhaft brutales. Und immer wenn ich dich sehe merke ich, dass dieser Song in mir erklingt, liebe Miriam. Der Song heisst 'Stay'.

Vor ein paar Wochen habe ich dich in einer TV Sendung gesehen. Mit grossem Mitgefühl habe ich dich angeschaut, denn dein Körper ist gezeichnet von dieser unberechenbaren Krankheit. Wie mag erst deine Seele aussehen. Dieses auf-und-ab. Du hast in der Sendung erzählt, dass du es nun zum zweiten Mal geschaft hast: Alle Monsterzellen weg und volle Kraft voraus. Und dass das Sterben für eine Mama keine Option sei ...

Wieder habe ich mich gefreut. Und ich war stolz, weil du niemals und allen Gräusligkeiten zum Trotz, ebenfalls an Krebs erkrankten Menschen Hoffnung geschenkt und Mut gemacht hast. Du bist eine wundervolle Frau, finde ich!

Gestern bist du gestorben, 41 Jahre alt durftest du nur werden. Du und ich - zwei Fremde, die sich niemals  begegnet sind und in keinerlei Kontakt standen. Die Nachricht, dass du nicht mehr lebst hat mich dennoch tief getroffen. Sehr tief.

2012 hast du dein kleines Mädchen geboren (obwohl dir gesagt wurde, dass du aufgrund der Chemo nicht schwanger werden könntest). 2012 habe auch ich mein kleines Mädchen geboren. Deine Art und Weise lässt mich wissen, dass du eine wunderbare Mama gewesen bist. Eine Mama, die ab sofort fehlt. Immer und unwiderruflich. Mein Tochterschatz ist auch vier. Sie ist mein Spiegel, mein grösstes Glück. Und sie hängt unbeschreiblich stark an mir. Diese Beziehung ist schwer in Worte zu fassen. Dass deine Süsse nun ohne dich sein muss. Tut mir weh und ich hoffe - ganz fest! - dass sie eines Tages das Vermissen als das erkennen kann, was es ist: Liebe. Unbeschreiblich starke Liebe.

Und liebe gewinnt. Liebe gewinnt immer.

Miriam - ich hoffe, dass deine Seele nun ausruhen kann.

Bild aus dem Internet.


Und für uns, die wir doch die unglaublichsten Dinge über die Jahre geschafft haben ... für uns wünsche ich mir von Herzen, dass die Krebsforschung endlich erfolgreich ist. Dass die Behauptung einer lieben Freundin, diese Forschung werde von der Pharmaindustrie mit Absicht ausgebremst, eine Lüge ist. Dass niemand mehr sein Kind oder seine Mama, seinen Papa, seinen besten Freund durch Krebst leiden sehen und schliesslich gehen lassen muss. Niemand.

Herzlich,

Nessaja

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